Das Medium Erlebnis

Hier erfahren Sie Näheres zu Ansatz und Theorie, welche I am.Outdoor seiner Arbeit zu Grunde legt.
Echtheit, Direktheit und Authentizität durch die Unmittelbarkeit der Situation - ein weiteres wichtiges Element unserer Arbeit - ist heute schwer zu finden und damit ist meiner Meinung nach der Ansatz Kurt Hahns für die heutige pädagogische Arbeit eine wichtige Grundlage. Sein Leitsatz „Lernen durch Kopf, Herz und Hand“ beschreibt den ganzheitlichen Bildungsansatz der Erlebnispädagogik.


Handlungsorientierung und Ziele der Erlebnispädagogik

Erlebnispädagogik ist eine handlungsorientierte Methode und will durch exemplarische Lernprozesse, in denen junge Menschen vor physische, psychische und soziale Herausforderungen gestellt werden, diese in ihrer Persönlichkeitsentwicklung fördern und sie dazu befähigen, ihre Lebenswelt verantwortlich zu gestalten.“ (Heckmair & Michl 2004, S. 102)
Es folgt eine Übersicht über die Erlebnispädagogik zusammengefasst aus verschiedenen Definitionsversuchen nach Gilsdorf:

1. Ziele der Erlebnispädagogik:
Persönlichkeitsentwicklung; verantwortliche Lebensgestaltung, Wachstum im Sinne einer Erschließung der im einzelnen angelegten Potenziale und Möglichkeiten; Entdeckung und Erforschung persönlich relevanter Themen; Lernen im Sinne von Wissens-, Kompetenz- und Werteerwerb.
2. Medien und Methoden der Erlebnispädagogik:
Physische, psychische und soziale Herausforderung; Natur; Erlebnis; Gemeinschaft; physische, soziale und spirituelle Risiken.
3. Arbeitsweisen und Handlungsprinzipien der Erlebnispädagogik:
Handlungsorientierung; exemplarisches Lernen; zielgerichtete und transparente Planung; Prozessorientierung; selbstbestimmtes Lernen; Empowerment der Lernenden und ein eher zurückhaltendes Auftreten der Lehrenden in der Planung, Durchführung und Bewertung des Lernprozesses.
(vgl. Gilsdorf 2004, S. 15)

Ein für meine Arbeit als wichtig erscheinender Punkt ist die Grenzerfahrung,
die Auslöser für Veränderung sein kann. Grenzerfahrungen beziehen sich auf äußeres und inneres Geschehen und sind für jede Person sehr individuell, da deren Grenzen unterschiedlich sind. An diesem Punkt
[...] kommen idealerweise folgende Dinge zusammen:

  • Es stellt sich eine Aufgabe, die für Klienten bedeutsam ist und im Rahmen derer folglich relevante Wahrnehmungs-, Denk-, und Handlungsmuster aktiviert werden.
  • Es wird offensichtlich, dass diese Muster, Schemata und Bilder nicht mehr angemessen und hilfreich sind, um die Situation befriedigend zu erfassen, zu verstehen und zu bewältigen.
  • Es bestehen hinreichend Motivation und/oder Handlungsdruck, um die dadurch entstandene Anspannung auszuhalten und das eigene Erleben an diesem Punkt zu erforschen.

(Gilsdorf 2004, S. 400)

Dieser Punkt beschreibt den Beginn von Veränderung, dies könnte also auch als Anfang des Aufbrechens und des Überdenkens alter Verhaltens- und Handlungsstrategien gesehen werden und somit als ein Ursprung der Verhaltensänderung. Dazu müssen die notwendigen Ressourcen vorhanden sein, beziehungsweise die Aufgabe so gewählt sein, dass die Betroffenen nicht in ihrem Komfortbereich, der ihnen bekannt und vertraut ist und in dem sie sich sicher fühlen, bleiben, aber auch nicht zu stark überfordert oder von ihrer Grenze entfernt werden und damit in die Panikzone kommen (was zu Traumatisierungen/Verletzungen führen kann). Der Mittelbereich, auch Veränderungs-, Lern- oder Wachstumszone genannt, bietet das richtige Verhältnis von Anforderung und Komfort. Gewohnte Denk-, Fühl- und Verhaltensschemata greifen hier nicht mehr oder nur teilweise, müssen hinterfragt werden oder dienen als Basis für „Erweiterungen“. Es kann/muss also eine Neuorientierung beziehungsweise ein Lernprozess stattfinden, um an dieser Grenze zu bestehen. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit, die Komfortzone zu erweitern und seine Grenzen zu verschieben. (vgl. hierzu Zonenmodell nach Luckner & Nadler 1997, S. 24ff)

Ausführlicher ausgeführt habe ich dies in meiner knapp 100-seitigen Bachelorarbeit mit dem Titel

Klettern gegen Rückzugstendenzen
Ermöglichung von Selbstwirksamkeitserfahrungen bei Epileptikern

PDF )

 

Literaturverzeichnis

Gilsdorf, R. (2004) Von der Erlebnispädagogik zur Erlebnistherapie. Perspektiven erfahrungsorientierten Lernens auf der Grundlage systemische und prozessdirektiver Ansätze. Bergisch Gladbach: Edition Humanistische Psychologie

Heckmair,B. und Michl, W. (2004) Erleben und Lernen. Einführung in die Erlebnispädagogik. 5. Auflage. München: Ernst Reinhardt Verlag

Luckner, J. L. & Nadler, R. S. (1997) Processing the experience. Strategies to enhance and generalize learning. 2. Auflage. Dubuque, Iowa: Kendall/Hunt